Geschichte der Bibliothek und des gleichnamigen Vereins

Wie aus einer Idee Wirklichkeit wurde, die uns heute zum Vorteil gereicht. Fast ein Jahrhundert ist es her, dass Überlegungen zur Gründung einer zentralen Gartenbaubibliothek von einem vorausschauenden Wissenschaftler entwickelt und dem damals bedeutendsten deutschen Interessenverband des Gartenbaues vorgestellt wurden. Bis zur endgültigen Einrichtung einer einheitlich erfassten und dauerhaft gesicherten Bibliothek sollten aber noch Jahrzehnte vergehen.


Vereinsstempel von 1823

Die Wurzeln der Gartenbaubibliothek reichen zurück bis in das Jahr 1822, als unter Mitwirkung von Peter Joseph Lenné der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten“ gegründet wurde. Der Verein (ab 1910: Deutsche Gartenbau-Gesellschaft, DGG) pflegte zahlreiche Kontakte im In- und Ausland. Durch Tausch- und Sammlungsaktivitäten konnte eine stattliche Bibliothek zusammengetragen werden.

Im Laufe der Zeit bildeten sich zahlreiche weitere Gartenbauvereine und Pflanzenliebhaber-Gesellschaften, die ebenfalls für ihre Mitglieder Literaturbestände anlegten. Dazu gehörten z. B. der Verein deutscher Gartenkünstler (heute: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur, DGGL) oder der Verein deutscher Rosenfreunde. 1924 wurde im Zuge der berufsverbändischen Vereinigungsbestrebungen der „Reichsverband des deutschen Gartenbaues e.V.“ gegründet, der ebenfalls eine eigene bedeutende Bibliothek aufbaute, zu der auch die des 1919 aufgelösten Deutschen Pomologen-Vereins gehörte.

Blick in die Bücherei, 1940

Insgesamt betrachtet war auf diesem Weg eine vielseitige aber weitverstreute Fachbüchereien-Landschaft entstanden, die für umfassendere Nachforschungen kaum nutzbar war. Mit diesen Umständen konfrontiert entwickelte der vom Reichsverband zur Erarbeitung einer Nomenklatur der Kulturpflanzen beauftragte Botaniker Dr. Robert Zander (1892-1969) Mitte der 1920er-Jahre die Idee, die wichtigsten Vereinsbüchereien zu einer zentralen Gartenbaubibliothek in Berlin zusammenzuschließen.

Zunächst stieß dieses Vorhaben nur auf geringes Interesse. Erst Mitte der 1930er-Jahre, nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und einer grundlegenden Umstrukturierung des gesamten Gartenbauwesens, kam der Zusammenschluss erzwungenermaßen zustande. Ingesamt wurden sechs Literatursammlungen, darunter als umfangreichste die der DGG, zur „Bücherei des Deutschen Gartenbaues“ räumlich zusammengezogen. Die Vereine – mit Ausnahme des aufgelösten Reichsverbandes – konnten erreichen, dass die Bestände im jeweiligen Eigentum verblieben und nicht vom Reichsnährstand übernommen wurden.

Informationsbroschüre, 1940

Zur Betreuung dieser nominell eigenständigen Einheit wurde 1936 der nicht rechtsfähige gleichnamige Verein "Bücherei des Deutschen Gartenbaues“ von acht beteiligten Gartenbau-Organisationen gegründet. Hauptakteure waren neben den beiden Nationalsozialisten Johannes Boettner, Leiter der Hauptvereinigung des deutschen Gartenbaues (der Nachfolgerin des zwangsweise aufgelösten Reichsverbandes), und Wilhelm Ebert, DGG-Präsident und im Reichsnährstand für Gartenbau verantwortlich, auch Walter Graeber als Direktor der Deutschen Gartenbau-Kredit A.-G. sowie Rudolf Sievert von der Gärtnerischen Verlags-Gesellschaft. Die Bibliothek wurde von Robert Zander geleitet, der selbst keinerlei Gremien angehörte. Finanziert wurde sie im Wesentlichen aus Mitteln der Hauptvereinigung. Sie erfreute sich reger Inanspruchnahme.

Teils ausgelagert blieb die Bibliothek weitestgehend von Kriegsschäden verschont. Dem persönlichen Engagement einzelner Beteiligter, vor allem Graeber und Zander, ist es zu verdanken, dass die Sammlung nach dem Krieg trotz großer wirtschaftlicher Probleme zusammengehalten wurde. 1952 konnte unter Beibehaltung des bisherigen Namens anstelle des nicht rechtsfähigen ein eingetragener Verein als Treuhänder der "Bücherei" gegründet werden. Nach mehreren gescheiterten Eingliederungsversuchen, z.B. in die Bibliothek des Botanischen Gartens in Berlin-Dahlem, gelang es schließlich, sie 1965 per Vertrag mit der Technischen Universität Berlin für 90 Jahre als Depositum in die Obhut der Universitätsbibliothek zu geben. Die Sammlung wurde mit den dort schon vorhandenen Literaturbeständen zur „Abteilung Gartenbaubücherei“ zusammengeführt und erstmals als geschlossene Einheit erfasst.

Im Magazin der Gartenbaubibliothek heute
© Hilbich

2017 wurden sowohl die Bücherei des Deutschen Gartenbaues, der Verein als auch die „Sondersammlung Gartenbaubücherei“, als die sie seit 2004 in der Universitätsbibliothek geführt wurde, in „Deutsche Gartenbaubibliothek“ umbenannt. Begründet war dieser Schritt darin, die verwirrenden unterschiedlichen Bezeichnungen durch eine zeitgemäße einheitliche zu ersetzen und mit dem alten Namen verknüpfte Relikte aus der NS-Zeit abzustreifen. Als "Bücherei des Deutschen Gartenbaues" wird nur noch der Literaturbestand bezeichnet, der 1965 vom Verein an die TUB übergeben worden war. Dieser bildet den Kernbestand der seitdem erheblich angewachsenen Sammlung.

Näheres zur Geschichte erfahren Sie u.a. in Zandera 2011, Nr. 2 und in der vom Verein herausgegebenen Geschichte der Gartenkultur, 2015.

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